Im Jenaer Paradiespark ereignete sich ein besonders erschreckender Vorfall. Die Stimmung kippte schlagartig, als Kinder auf dem Spielplatz spielten. Zeugenaussagen zufolge geriet ein Mann, der Vater eines der Kinder, nach einem Streit zwischen zwei Mädchen schlagartig in Rage. In einem besonders heftigen Wutausbruch schrie er das etwa fünfjährige Mädchen an, warf einen Schuh nach ihr und schlug sie anschließend angeblich mehrfach. Als ein anderer Mann einschreiten wollte, wurde er zur Seite gestoßen. Anschließend verließen der beschuldigte Vater und die beiden Kinder den Tatort. Um ihn zu identifizieren, bittet die Polizei nun um Hinweise.

Besonders besorgniserregend ist, dass fast zeitgleich ein Vater im niedersächsischen Vechta seine erwachsene Tochter in einem weiteren Fall häuslicher Gewalt mit einem Gehstock angriff. Warum? Sie wollte zum traditionellen Stoppelmarkt gehen, doch ihr Vater fand ihr Outfit „zu freizügig“. Sein eigener Sohn soll ihn darin bestärkt haben, indem er seinen Vater um Hilfe rief, nachdem er die „Unkooperation“ seiner Schwester als Provokation empfunden hatte. Dass die beiden Schwestern die Polizei riefen, bevor der Vater eintraf, zeigt, wie sehr sie Angst vor einer Verschlimmerung der Gewalt hatten.
| Thema | Details |
|---|---|
| Ort des Geschehens | Spielplatz in Jena / Privatwohnung in Vechta |
| Tatzeit | August 2024 / Dienstag Nachmittag |
| Beteiligte Personen | Vater (polizeibekannt), Tochter (5/20 Jahre alt), Schwester (26 Jahre) |
| Auslöser der Gewalt | Streit unter Kindern / Outfit der Tochter |
| Art der Gewalt | Schläge, Wurf mit Schuh, Schlag mit Spazierstock |
| Polizei bekannt | Ja, wegen Diebstahl und weiteren Vorstrafen |
| Gerichtliche Konsequenzen | Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung, Geldauflage |
| Geldauflage | 1.000 Euro an Opferhilfe „Weißer Ring“ |
| Status des Urteils | Noch nicht rechtskräftig |
| Zeugensuche | Polizei bittet um Hinweise zum Vorfall in Jena |
Click here to preview your posts with PRO themes ››
Doch nicht die Polizei, sondern der Vater öffnete die Türklingel, und kaum angekommen, begann er gewalttätig zu werden. Er schlug gezielt auf Handgelenke, Arme und Schultern seiner Tochter ein. Als die ältere Schwester versuchte, vor ihrer Schwester Schutz zu suchen, wurde auch sie verletzt. Der Fall kam vor Gericht. Der Vater wurde wegen schwerer Körperverletzung verurteilt. Neben einer Bewährungsstrafe wurde er auch zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro an die Opferhilfegruppe „Weißer Ring“ verpflichtet.
Angesichts der tiefen Verwurzelung patriarchaler Kontrollmuster in manchen Bereichen der Gesellschaft sind diese beiden Vorfälle besonders erschreckend. Bemerkenswert ist, dass in beiden Fällen ein männlicher Verwandter gewalttätig reagierte, nachdem er das Verhalten weiblicher Familienmitglieder – sei es aufgrund der Kleidung oder des unreifen Verhaltens – als provokant empfunden hatte. Dass der Vater in Vechta polizeibekannt ist und bereits zu anderen Straftaten provoziert wurde, mindert den Schrecken der Tat nicht, sondern verdeutlicht vielmehr das Versagen der Präventionsbemühungen.
Neben den rechtlichen Fragen werfen diese Fälle auch relevante soziale Fragen auf, beispielsweise die Frage, wie Familienmitglieder geschützt werden können, wenn Gewalt aus dem eigenen Umfeld kommt. Wie können patriarchalische Machtstrukturen traditioneller Familien abgebaut werden? Und wie wichtig ist Zivilcourage bei öffentlicher Gewalt, wie auf dem Jenaer Spielplatz?
Bemerkenswerterweise sind trotz des Schocks auch positive Dynamiken erkennbar. Indem sie die Behörden frühzeitig alarmierten, bewiesen die beiden Schwestern in Vechta außergewöhnliche Weitsicht. Auch in Jena griff ein Passant ein; er wurde zwar beiseite geschoben, machte aber durch sein Verhalten deutlich, dass er sich nicht abwenden konnte. Da die Übernahme von Verantwortung im öffentlichen Raum ein nützliches soziales Korrektiv darstellt, sollten solche Beispiele besonders gefördert werden.
Click here to preview your posts with PRO themes ››
Um solche Gewalttaten zu thematisieren und zu verhindern, sind Programme wie „Hinsehen statt Wegsehen“ und Gruppen wie der „Weiße Ring“ von entscheidender Bedeutung. Besonders erfolgreich sind Schulinitiativen, die für emotionale Grenzverletzungen bei Kleinkindern sensibilisieren. In Kombination mit niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten für Eltern und Bezugspersonen könnte dies langfristig präventiv wirken. Fest steht: Wenn niemand Einspruch erhebt, eskaliert Gewalt häufig aus kleinen Anfängen wie dem Untersuchen von Kleidung oder dem Abwerten von Gefühlen.
Auch prominente Stimmen tragen mittlerweile dazu bei, das Tabu rund um häusliche Gewalt abzubauen. So spricht beispielsweise die Journalistin Düzen Tekkal, die sich seit Jahren gegen patriarchale Gewaltsysteme einsetzt, offen über die Schwierigkeiten von Frauen mit Migrationshintergrund in autoritären Familien. Ihr Engagement ist besonders bewundernswert, da es Betroffenen die Möglichkeit gibt, ihre Erfahrungen zu identifizieren und sich zu emanzipieren, anstatt sie zu demütigen.
Doch für die betroffenen Kinder und Jugendlichen ist es noch ein weiter Weg. Traumaereignisse wie jene in Jena und Vechta hinterlassen tiefe psychische und soziale Narben. Zahlreiche Opfer berichten von anhaltender Angst, Misstrauen gegenüber Autoritäten und dem Gefühl, in der eigenen Familie allein zu sein. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass Gesellschaft und Justiz neben der individuellen Fallbearbeitung auch langfristige Rahmenbedingungen für Unterstützung und Prävention schaffen.
